Es gibt nicht wenige die der Meinung sind, dass der Jahrgang 2023 der beste Pontet Canet ist, den es gab. Vielleicht auch deshalb, weil man etwas mutiger in den Entscheidungen bezüglich der Erntezeitpunkte und der Assemblage war. Der Merlot z.B. wurde früher geerntet, um die Fruchtnote im wein zu erhöhen. Dem Cabernet Sauvignon dagegen wurde mehr Zeit zum Reifengelassen, wodurch die Tannine feiner sind. Insgesamt dauerte die Lese so über einen Monat. Die Assemblage besteht aus 52% Cabernet Sauvignon, 39% Merlot, 6% Cabernet Franc und 3% Petit Verdot.
Die Nase zeigt sehr ausgeprägte Cassisaromen mit Heidelbeere und etwas Trockenflaume, im Hintergrund Espresso. Auf jeden Fall sehr vielschichtig und sehr reife Früchte. Am Gaumen sehr schön strukturiert mit saftigen und seidigen Tanninen und einer ausgeprägten, fast aristokratischen, Eleganz. Im Abgang zeigt sich ein wenig Pfeffer und eine schöne Mineralität. Zweifellos einer der besten Pontet Cants der letzten Jahre.
Kaufempfehlung: AUF JEDEN FALL
Verkostet Bordeaux April 24.
Château Pontet Canet
Pauillac, 5emè Grand Cru Classé
Zweitwein: Les Hauts de Pontet-Canet
Jean-François de Pontet gehörte zu den Aristokraten und hohen Magistraten, die das neue, weitläufige Médoc prägten. Nachdem er in Versailles Karriere gemacht hatte, war er Großknappe von Ludwig XV. und wurde später, nachdem er sich in Guyenne niedergelassen hatte, Gouverneur des Médoc. Im Jahr 1705 legte er einige Morgen Land nördlich des Dorfes Pauillac zusammen, um einen Weinberg anzulegen. 1757 erwarb er ein Anwesen in der Ortschaft Canet. Wie es damals üblich war, verband er seinen Namen mit dem des Weinguts: So entstand 1781 Château Pontet-Canet.
Ein Jahrhundert später erlebte Château Pontet-Canet eine außergewöhnliche Blütezeit.
Bei der berühmten Klassifizierung von 1855, die von Kaiser Napoleon III. angeordnet wurde, wurde Château Pontet-Canet in die Liste der Grands Crus Classés du Médoc aufgenommen. Dieser Aufstieg blieb einem der einflussreichsten Bordeaux-Händler der damaligen Zeit, Henri Herman Cruse, nicht verborgen, der das Anwesen 1865 in Besitz nahm. Als Visionär modernisierte er die Infrastruktur und beauftragte den im Médoc ehrenhaft bekannten Charles Skawinski 1895 mit dem Bau eines "revolutionären" Weinkellers. Dank des unermüdlichen Botschafters erlangten die Weine von Pontet-Canet in der ganzen Welt einen Ruf für Stärke und Integrität.
Im Jahr 1975 wurde das Weingut von Guy Tesseron, einem Winzer und Cognac-Händler, aufgekauft. Unter seiner Leitung und anschließend unter der seines Sohnes entwickelte sich Château Pontet-Canet zusehends. Pontet-Canet war das erste renommierte Weingut in Bordeaux, das sich dem biologischen und biodynamischen Landbau verschrieben hatte und als erstes die doppelte Zertifizierung für alle Weinberge innerhalb der Grands Crus Classés erhielt.
Die Ankunft seiner Tochter, Justine Tesseron, im Jahr 2015 verlieh dem Familienabenteuer einen frischen Wind. Obwohl sie dem Werk ihres Vaters verbunden bleibt, weiß sie, wohin sie das Anwesen führen will: immer weiter, um das Außergewöhnliche zu erneuern. Ihr Bruder Noé und ihre Cousinen Mélanie und Philippine sind die anderen Miteigentümer.
Die Weinberge von Pontet-Canet, die sich in der Gemeinde Pauillac befinden und im Norden von den prestigeträchtigen Nachbarn Mouton und Lafite flankiert werden, umfassen 81 Hektar. Das sind etwa 100 Parzellen mit einer extrem dichten Bepflanzung von fast 10.000 Reben pro Hektar. Das Herzstück des Terroirs von Pontet-Canet bildet ein Plateau mit einer Kuppe aus Günz-Graves Garonnaises auf einem kalkhaltigen Sockel. Dieser magere und gut drainierte Boden ist ideal für den Cabernet Sauvignon, der mit über 60 % den Charakter des Grand Vin bestimmt. Die Reben einiger Parzellen auf der Spitze des Hügels sind über 50 Jahre alt und bringen die schönsten Trauben hervor.
Die kühleren und reicheren Böden in der Nähe des Flusses, einem deutlich kalkhaltigeren Gebiet, sind ideal für den Merlot und bringen strukturierte und fleischige Weine hervor. Für die Feinabstimmung sorgen noch 4 Parzellen mit Petit Verdot, der den Weinen etwas Würze verleiht.
2004 wurde damit begonnen, einen Teil der Weinberge auf bio-dynamische Bewirtschaftung umzustellen. 2010 erfolgte die Zertifizierung. Seit 2008 arbeiten ein Dutzend "Percherons" - Kaltblüter aus dem Nordwesten Frankreichs - in den Weinbergen und unterstützt bzw. ersetzt Traktoren.
Die immer minimalistischere Weinbereitung findet in den drei Cuviers des Château statt: dem historischen Holzcuvier "Skawinski" aus dem 19. Jahrhundert; dem 2005 eingeweihten Betoncuvier "Nicole" und dem neuesten, 2017 aus der Erde gehobenen Cuvier "Amphore", der einzigartig ist und ohne Elektrizität auskommt. Seit 2017 werden die Trauben einzeln über den Tanks sortiert und abgebeert und fallen dann langsam durch die Schwerkraft nach unten. Dieser "geräuschlose" Sortiertisch, der im Médoc einzigartig ist, wurde vom technischen Team des Weinguts entwickelt.
Einfach, logisch und mit einer unübertroffenen Leistung. Die gleiche Philosophie liegt dem Ausbau zugrunde, um die starken Einzigartigkeiten der Rebsorten und des Terroirs nicht zu verändern. Etwa die Hälfte der Produktion wird in neuen Barriques ausgebaut, 10 bis 15 % in Barriques "d'un vin" und seit 2012 30 bis 40 % in Dolia (Betonamphoren). Diese Ausrichtung entstand aus dem Wunsch, Weine zu produzieren, die von jeglicher Künstlichkeit befreit sind. Die Essenz mehr als das Make-up. Die Dauer des Ausbaus variiert je nach Art des Weins zwischen 16 und 18 Monaten.
Château Pontet-Canet bringt vollmundige und gut strukturierte Weine hervor, die zudem mit Finesse und Eleganz überzeugen. Dank der Klassifizierung als 5emè Grand Cru Classé sind sie um ein vielfaches günstiger, als die Weine der Nachbarn Mouton und Lafite - aber wahrlich nicht viel schlechter. Für mich eines der besten Châteaux das seit 2005 - mit wenigen Ausnahmen - immer verläßlich abliefert.
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